Beaujolais
Frischer Rotwein mit Tiefgang
Ob das Beaujolais als Teil des Burgund zählt, oder als eigenständige Region betrachtet werden soll, ist strittig. Auf der einen Seite gehen die Weinberge des Burgund südlich von Mâcon nahtlos in die des Beaujolais über. Auf der anderen Seite unterscheidet sich sowohl das önologische als auch das geologische Profil des Beaujolais stark von dem des großen Bruders im Norden. 98 Prozent der Rebfläche des Beaujolais sind mit der roten Rebsorte Gamay bepflanzt. Im Burgund dominieren bekanntlich Chardonnay, Aligoté und Pinot Noir, lediglich im Mâconnais sind ein paar Stöcke der Gamay-Traube übrig geblieben. Denn die fruchtige Rebsorte besiedelte im Mittelalter den gesamten Osten Frankreichs, bis Herzog Philip II. im 14. Jahrhundert die Gamay-Trauben aus dem Burgund verbannte. Mit gutem Grund! Die kalkigen Lehmböden an der Côte d‘Or passen kaum zur Gamayrebe. Ganz anders die Granitböden des Beaujolais, auf denen Gamay fruchtige Weine mit viel kräutriger Leichtigkeit hervorbringt und dabei ganz ohne klebrige Süße auskommt.
Lange litt Beaujolais unter dem Ruf der Primeurweine: Blutjunge Fruchtbomben, die bereits im November des Lesejahres auf den Markt gespült wurden, aber meist allzu sehr mit der heißen Nadel gestrickt waren. Die besten Winzer des Beaujolais haben glücklicherweise die Finger von diesem Hype gelassen und produzieren hochseriöse Weine mit einer ganz eigenen Identität. Dabei bedienen sie sich einer Kellertechnik, die es so fast nur im Beaujolais gibt: der maceration carbonique. Hierfür werden ganze Trauben mit Stielgerüst in einem fest verschlossen Tank vergoren. So bleibt die Gärkohlensäure im Gebinde und zwingt die Weinhefe dazu, unter Sauerstoffmangel zu arbeiten. Das Ergebnis: Aus den Schalen werden weniger Gerbstoffe, mehr Säure und mehr Fruchtaromen ausgelaugt, was die Weine frischer macht und sie von jeglicher Schwere befreit. Unterschätzen sollte man einen Beaujolais niemals! Die besten Weine der Gegend haben eine vergleichbare Kraft und Tiefe wie ein guter Burgunder und zeigen oft erst nach zwei bis drei Jahren, was in ihnen steckt. So ganz anders als das Burgund ist das Beaujolais dann eben doch nicht.
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- Pacaud Beaujolais blanc Le Clos de Rochenoire 2022 -bio-Weiß | Frankreich | Beaujolais0,75l | 26,53 €/1l
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Frischer Rotwein mit Tiefgang
Ob das Beaujolais als Teil des Burgund zählt, oder als eigenständige Region betrachtet werden soll, ist strittig. Auf der einen Seite gehen die Weinberge des Burgund südlich von Mâcon nahtlos in die des Beaujolais über. Auf der anderen Seite unterscheidet sich sowohl das önologische als auch das geologische Profil des Beaujolais stark von dem des großen Bruders im Norden. 98 Prozent der Rebfläche des Beaujolais sind mit der roten Rebsorte Gamay bepflanzt. Im Burgund dominieren bekanntlich Chardonnay, Aligoté und Pinot Noir, lediglich im Mâconnais sind ein paar Stöcke der Gamay-Traube übrig geblieben. Denn die fruchtige Rebsorte besiedelte im Mittelalter den gesamten Osten Frankreichs, bis Herzog Philip II. im 14. Jahrhundert die Gamay-Trauben aus dem Burgund verbannte. Mit gutem Grund! Die kalkigen Lehmböden an der Côte d‘Or passen kaum zur Gamayrebe. Ganz anders die Granitböden des Beaujolais, auf denen Gamay fruchtige Weine mit viel kräutriger Leichtigkeit hervorbringt und dabei ganz ohne klebrige Süße auskommt.
Lange litt Beaujolais unter dem Ruf der Primeurweine: Blutjunge Fruchtbomben, die bereits im November des Lesejahres auf den Markt gespült wurden, aber meist allzu sehr mit der heißen Nadel gestrickt waren. Die besten Winzer des Beaujolais haben glücklicherweise die Finger von diesem Hype gelassen und produzieren hochseriöse Weine mit einer ganz eigenen Identität. Dabei bedienen sie sich einer Kellertechnik, die es so fast nur im Beaujolais gibt: der maceration carbonique. Hierfür werden ganze Trauben mit Stielgerüst in einem fest verschlossen Tank vergoren. So bleibt die Gärkohlensäure im Gebinde und zwingt die Weinhefe dazu, unter Sauerstoffmangel zu arbeiten. Das Ergebnis: Aus den Schalen werden weniger Gerbstoffe, mehr Säure und mehr Fruchtaromen ausgelaugt, was die Weine frischer macht und sie von jeglicher Schwere befreit. Unterschätzen sollte man einen Beaujolais niemals! Die besten Weine der Gegend haben eine vergleichbare Kraft und Tiefe wie ein guter Burgunder und zeigen oft erst nach zwei bis drei Jahren, was in ihnen steckt. So ganz anders als das Burgund ist das Beaujolais dann eben doch nicht.